Darin bestand meine erste Schwerpunkttätigkeit.
Von mir wurden 5 Operationsmethoden erfunden: 3 zur Behandlung von Inkontinenz (Harnverlust), 1 zur Behandlung von Deszensus- (Senkungs) beschwerden und 1 zur Sanierung von Prolaps- (Scheidenvorfall) erkrankungen. Ihre Durchführung verlangt besondere urogynäkochirurgische Erfahrung. Die Ergebnisse sind exzellent.
Über 10 000 Senkungs- und Harnverlustoperationen wurden von mir durchgeführt. Meine Operationsmethoden habe ich in vielen Kliniken Europas und Amerikas voroperiert und weitergegeben.
Nach Aussagen vieler Gynäkologen zähle ich zu den erfahrensten Beckenbodenchirurgen. Von mir wurde das Lehrbuch „Vaginale Inkontinenz und Descensuschirurgie“ verfasst. Es dient den chirurgisch tätigen Gynäkologen als Basislehrbuch.
Operative Harnverlustbehandlung und Senkungsbehandlung
Die Operationsergebnisse der damals angewendeten Operationsmethoden an meiner ersten Arbeitsstätte an der Gynäkologischen Abteilung in St.Pölten bis 1975 wurden von den niedergelassenen Frauenärzten als insuffizient bezeichnet da nach ein bis spätestens zwei Jahren in 56% neuerlich Harnverlust und Scheidensenkung auftraten.
Auch an allen anderen gynäkologischen Abteilungen wurden auf Grund der gleichen Operationstechnik die gleichen schlechten Resultate erzielt. Es wurde lediglich das blasenumgebende Bindegewebe gerafft und die Scheidenhaut darüber vernäht.
Lockeres Bindegewebe und Scheidenhaut sind sehr leicht dehnbar. Obwohl den Patientinnen monatelange Schonung aufgetragen wurde, kam es trotzdem nach kurzer Zeit zum Rezidiv.
Das war der Grund weshalb ich an meiner ersten Primararztstelle 1976 sofort nach Verbesserungen suchte, um nicht dieselbe schlecht Nachrede zu erfahren. Von Mai 1976 an begann ich in Zusammenarbeit mit dem Direktor des Anatomischen Institutes der Universität Wien Prof. Giesel neue Operationsmethoden zu entwickeln um die bisher vorliegende hohe Versagerrate zu verringern.
Zunächst wurde bis 1980 eine Operationsmethode zur Therapie des Harnverlustes und der Scheidensenkung entwickelt. Das Erfolgskonzept war die Wiederherstellung der ursprünglichen anatomischen Verhältnisse. Zur Harnverlustbehandlung brachte ich den Blasenhals in seine ursprüngliche Höhe wie vorher im gesunden Zustand. Das erfordert genaue Kenntnisse der Anatomie und chirurgisches Geschick.
Um den Blasenhals in seiner richtigen Position auch bei körperlicher Belastung auf Dauer zu halten musste eine muskuläre Stütze eingefügt werden. Dies gelang durch die bis zu dieser Zeit für unmöglich gehaltene Rekonstruktion der geburtsbedingt geschädigten Beckenbodenmuskulatur. Die anantomischen Voraussetzungen und die dazu notwendige Operationstechnik wurde von mir entwickelt um für die allgemeine Anwendung und Nachahmung aufbereitet.
Mit der von mir erfundenen Kurzarmschlingenplastik und ventralen Levatorplastik wurden Harnverlust und Scheidensenkung in den allermeisten Fällen auf Dauer geheilt. Auch nach Jahrzehnten traten bei den nach meiner Methode operierten Patientinnen nur selten Versager auf.
Der Krankenhausaufenthalt für diese Operation dauert 7-8 Tage. Der Katheter bleibt 5-6 Tage. Der Eingriff wird durch die Scheide vorgenommen.
Es gibt drei Möglichkeiten den Harnverlust zu beheben:
1. Anhebung des Blasenhalses in seine ursprüngliche Position durch Kurzarmschlingenplastik, wodruch eine horizontale kontraktionsfähige Blasenbasisplatte entsteht, die den Blasenhals verschließt.
2. Auslösung des urethrovesikalen Reflexes durch UST (Urethra Surrounding Tape). Der von mir entdeckte urethroversikale Reflex verschließt den Blasenhals und erschlafft die übrige Blasenmuskulatur.
Bei der von mir entwickelten UST-Operationstechnik wird lediglich ein 1,5 x 2,6cm Netzchen auf die hintere Harnröhrenoberfäche genäht. Dies erfordert nur einen 2cm langen Schnitt an der vorderen Scheidenwand, wodurch das Netzchen ohne seitliche Gewebszerstörung angenäht werden kann. UST besitzt eine Erfolgsrate von fast 90%. Es treten keine Komplikationen und keine Blasenfunktionsstörungen auf, im Gegensatz zu den anderorts angebotenen bis zu 35cm langen spannungsfreien Kunststoffschlingen.
UST ist ein minimal invasives Vorgehen und auch bei alten und herzkranken Patientinnen durchführbar mit einem Krankenhausaufenthalt von 2 Tagen. Der Katheter verbleibt für 24 Stunden. Ein bis zwei Wochen körperliche Schonung sind erforderlich.
3. Der urethrovesikale Reflex kann auch durch SUD (suburethrales Depot) ausgelöst werden. Dies erfolgt durch Injektion eines 2x erbsgroßen nicht resorbierbaren Materials unter die hintere Harnröhrenoberfläche. SUD widerlegt die Integraltheorie.
Bei Scheidenvorfall kommt die von mir modifizierte Vaginae fixatio sacrotuberalis vaginalis (Anheftung des oberen Scheidenendes an die Kreuzbeinbänder) zur Anwendung. Sie ist eine wesentlich schonendere und erfolgreichere Therapie als die derzeit vielerorts eingenähten großflächigen Kunststoffnetze. Diese sollten die vordere und hintere Scheidenwand abdecken und festigen. Die Versagerrate beträgt über 50%. Ich wende die von mir ausgearbeitete Vaginae fixatio sacrotuberalis seit 25 Jahren mit besten Erfolg an. Versagerrate liegt bei 3-4%.
Diese Operationsmethoden sind in zahlreichen Kliniken in Österreich, in Deutschland, in Italien und in Amerika Standardoperationen und erfordern sehr gute Anatomiekenntnisse und operatives Geschick. Ich habe bis jetzt fast 11 000 Harnverlust- und Senkungsoperationen durchgeführt.
Die neue Blasenanatomie, Erklärung der Blasenfunktion, diagnostische Maßnahmen und die Standardoperationstechniken sind in meinem Lehrbuch „Vaginale Inkontinenz- und Deszensuschirurgie“ genau abgehandelt.
Auf Grund der optimalen Dauererfolge und fast fehlenden Komplikationen sind Kurzarmschlingenplastik, Ventrale Levatorplastik, Vaginae fixatio, UST und SUD als die Operationstechniken der Zukunft zu werten.
Ich habe die Nebenwirkungen der spannungsfreien Langarmschlingen (TVT) in der wissenschaftlichen Arbeit UST (Urethra Surrounding Tape) – minimal invasive Belastungsinkontinenzoperation – 2005 in der GebFra genau beschrieben.
Wegen der von mir damals schon vor 14 Jahren beschriebenen Komplikationen wurde TVT 2018 in Australien und 2019 in England verboten.
Es scheint sich eine Renaissance von UST abzuzeichnen.